Wer sich im Winter auf die Beine macht, der muß angesicht der kurzen Tage ziemlich zeitig aufbrechen, und - bei Tauwetter - die frühen Morgenstunden nutzen, um auf nächtens hartgefrorenem Boden die Schlammschlacht erst beim Abstieg zu erleben. Bei Tauwetter ist der Weg nach Obcina so ziemlich das Rutschigste, was die Maramures zu bieten hat. Im Weintal ist der Boden sehr lehmig, und wer ein ausgemachter Feind des Gummistiefels ist, kann die Nacht danach zum Reinigen des kiloschwer mit Schlamm verunreinigten Schuhwerks benutzen. Die Weintaler nehmen den Schweißfuß in Kauf, und tragen zu fast 100 % Gummistiefel.

Tip: Wer gute Wanderschuhe hat, sollte sie trotzdem bei Matschwetter benutzen, auch wenn der eine oder andere den Weg begleitende Maramureser Weintaler geübt mit Gummistiefeln dahin stolpert und rutscht! Der Berghang vor Obcina ist für Gummistiefelseiteneinsteiger nur schwer zu meistern ...

Die kleine Kirche des Gheorghe Grad ist zu jeder Jahreszeit "geöffnet". Und wenn man einen guten Tag erwischt, auch zu jeder Tageszeit. Um sich eine Verschnaufpause vor dem letzten steilen Anstieg zu verschaffen, muß bei Herrn Grad "geklingelt" werden. Ist er nicht zu sprechen, dann hilft Mönch Alexander oder jemand anderes aus seiner Familie weiter. Sie erklären bereitwillig und detailliert die Geschichte des kleinen Kirchleins. Hier sollte man mit einer kleinen Spende für die freundliche Kirchenbesichtigung nicht geizen, es wärmt den guten Herrn Grad die gläubige Seele. Glücklicherweise ist Vergangenes ausgezeichnet in Bild festgehalten worden, sodaß anhand alter Fotografien die Entstehungsgeschichte nachvollzogen werden kann.

Hier (unten links) sieht man eine interessante Szene. Die Tochter des Kirchenerbauers spendiert ohne langes Zögern einen hausgemachten Obstwein aus schwarzen Johannesbeeren. Und noch etwas Interessantes ist für Eingeweihte Freunde Rumäniens respektive der gesamten Karpaten zu erkennen: Der legendäre Karpatenwilli ist bei der Verkostung dabei - sein positives Urteil wird das Weintal in Zukunft wieder zu einem der bedeutendsten Weinanbaugebiete Europas machen.

Dann ist es soweit. Mit dem feurigen Naturwein im Blut ist der letzte Anstieg kein Problem. Oben angekommen, hat der Wanderer ein prächtiges Panorama auf die umliegenden Berge zu genießen.